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Das Gespenst von Canterville / The Canterville Ghost — w językach niemieckim i angielskim. Strona 4

Niemiecko-angielska dwujęzyczna ksiÄ…ĆŒka

Oscar Wilde

Das Gespenst von Canterville

Oscar Wilde

The Canterville Ghost

Mr. Otis war recht bekĂŒmmert ĂŒber Lord Cantervilles Weigerung und bat ihn, sich seinen Entschluss noch einmal zu ĂŒberlegen, aber der gutmĂŒtige Lord blieb fest und bekam den Gesandten schließlich soweit, daß er seiner Tochter erlaubte, das von dem Gespenst erhaltene Geschenk zu behalten, und als im FrĂŒhjahr 1890 die junge Herzogin von Cheshire anlĂ€sslich ihrer VermĂ€hlung beim ersten großen Empfang der Königin vorgestellt wurde, war ihr Schmuck allerseits Gegenstand der Bewunderung.

Mr. Otis was a good deal distressed at Lord Canterville’s refusal, and begged him to reconsider his decision, but the good-natured peer was quite firm, and finally induced the Minister to allow his daughter to retain the present the ghost had given her, and when, in the spring of 1890, the young Duchess of Cheshire was presented at the Queen’s first drawing-room on the occasion of her marriage, her jewels were the universal theme of admiration.

Denn Virginia erhielt die Adelskrone, die Belohnung aller tugendhaften kleinen Amerikanerinnen, und heiratete ihren jugendlichen Verehrer, sobald er mĂŒndig geworden war.

For Virginia received the coronet, which is the reward of all good little American girls, and was married to her boy-lover as soon as he came of age.

Sie waren beide so reizend und liebten einander so sehr, daß sich alle ĂŒber die Heirat freuten, ausgenommen die alte Marquise von Dumbleton, die versucht hatte, den Herzog fĂŒr eine ihrer sieben unverheirateten Töchter zu angeln, und deswegen nicht weniger als drei kostspielige Festessen gegeben hatte, und ausgenommen, wie seltsam es auch klingt, Mr. Otis.

They were both so charming, and they loved each other so much, that every one was delighted at the match, except the old Marchioness of Dumbleton, who had tried to catch the Duke for one of her seven unmarried daughters, and had given no less than three expensive dinner-parties for that purpose, and, strange to say, Mr. Otis himself.

Mr. Otis mochte den jungen Herzog persönlich ĂŒberaus gern, theoretisch war er jedoch gegen Titel und, um seine eigenen Worte zu gebrauchen, ‘nicht ohne Besorgnis, daß unter den entnervenden EinflĂŒssen einer vergnĂŒgungssĂŒchtigen Aristokratie die wahren GrundsĂ€tze republikanischer Einfachheit vergessen wĂŒrden’.

Mr. Otis was extremely fond of the young Duke personally, but, theoretically, he objected to titles, and, to use his own words, “was not without apprehension lest, amid the enervating influences of a pleasure-loving aristocracy, the true principles of Republican simplicity should be forgotten.”

Aber seine EinwÀnde wurden als unhaltbar verworfen, und ich glaube, als er, seine Tochter am Arm, durch das Seitenschiff der Sankt-Georgs-Kirche, Hanover Square schritt, gab es in ganz England weit und breit keinen stolzeren Mann.

His objections, however, were completely overruled, and I believe that when he walked up the aisle of St. George’s, Hanover Square, with his daughter leaning on his arm, there was not a prouder man in the whole length and breadth of England.

Als die Flitterwochen vorĂŒber waren, begaben sich der Herzog und die Herzogin nach Canterville Chase und gingen am Nachmittag des zweiten Tages zu dem einsamen Friedhof hinter den FichtenwĂ€ldern.

The Duke and Duchess, after the honeymoon was over, went down to Canterville Chase, and on the day after their arrival they walked over in the afternoon to the lonely churchyard by the pine-woods.

Die Inschrift fĂŒr Sir Simons Grabstein hatte zuerst großes Kopfzerbrechen bereitet, doch am Ende war man zu dem Entschluss gekommen, nur die Initialen des alten Herrn und die Verse vom Fenster der Bibliothek gravieren zu lassen.

There had been a great deal of difficulty at first about the inscription on Sir Simon’s tombstone, but finally it had been decided to engrave on it simply the initials of the old gentleman’s name, and the verse from the library window.

Die Herzogin hatte wunderschöne Rosen mitgebracht, die sie auf das Grab streute, und nachdem sie eine Weile davor gestanden hatten, schlenderten sie zu dem verfallenen Chor der alten Abtei.

The Duchess had brought with her some lovely roses, which she strewed upon the grave, and after they had stood by it for some time they strolled into the ruined chancel of the old abbey.

Dort setzte sich die Herzogin auf eine umgestĂŒrzte SĂ€ule, und ihr Gatte legte sich zu ihren FĂŒĂŸen nieder, rauchte eine Zigarette und blickte zu ihren schönen Augen auf.

There the Duchess sat down on a fallen pillar, while her husband lay at her feet smoking a cigarette and looking up at her beautiful eyes.

Plötzlich warf er die Zigarette fort, ergriff ihre Hand und sagte: „Virginia, eine Frau sollte vor ihrem Mann keine Geheimnisse haben.“

Suddenly he threw his cigarette away, took hold of her hand, and said to her, “Virginia, a wife should have no secrets from her husband.”

„Lieber Cecil! Ich habe keine Geheimnisse vor Dir.“

“Dear Cecil! I have no secrets from you.”

„Doch“, antwortete er lĂ€chelnd, „Du hast mir nie erzĂ€hlt, was Dir begegnete, als Du mit dem Gespenst eingeschlossen warst.“

“Yes, you have,” he answered, smiling, “you have never told me what happened to you when you were locked up with the ghost.”

„Das habe ich niemandem erzĂ€hlt, Cecil“, sagte Virginia ernst.

“I have never told any one, Cecil,” said Virginia, gravely.

„Ich weiß, aber mir könntest Du es sagen.“

“I know that, but you might tell me.”

„Verlang es bitte nicht von mir, Cecil, ich kann es Dir nicht sagen. Der arme Sir Simon! Ich verdanke ihm so viel. ja, lach nicht, Cecil, es ist wirklich so. Er hat mich erkennen lassen, was das Leben ist und was der Tod bedeutet und warum die Liebe stĂ€rker ist als beide.“

“Please don’t ask me, Cecil, I cannot tell you. Poor Sir Simon! I owe him a great deal. Yes, don’t laugh, Cecil, I really do. He made me see what Life is, and what Death signifies, and why Love is stronger than both.”

Der Herzog stand auf und kĂŒsste liebevoll seine Frau.

The Duke rose and kissed his wife lovingly.

„Du kannst Dein Geheimnis so lange behalten, wie mir Dein Herz gehört“, sagte er leise.

“You can have your secret as long as I have your heart,” he murmured.

„Das hat Dir schon immer gehört, Cecil.“

“You have always had that, Cecil.”

„Und eines Tages wirst Du ’s unsern Kindern erzĂ€hlen, nicht wahr?“

“And you will tell our children some day, won’t you?”

Virginia errötete.

Virginia blushed.

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